Kleiner firmengeschichtlicher Rückblick, aus Anlaß des
Mittweidaer Altstadtfest 1999
Als unsere Firma am 13.November 1925 ihr 80-jähriges Bestehen feiern konnte, lagen die Reparaturpreise auf einem Niveau, welches sich bis Ende der zwanziger Jahre hielt, bzw. sogar leicht zurückging. Am Jubiläumstag mußte zum Beispiel ein Herr Müller aus Kockisch, für die Reparatur seines Freischwingers mit Schlagwerk, bei welchem außerdem noch die Zapfen rolliert und poliert sowie zwei Futter ersetzt wurden, 9.50 Goldmark berappen. Drei Einträge weiter unten kann man lesen, daß Herr Cafehausbesitzer Bürger, für die Reparatur seiner goldenen Armbanduhr 12 Mark bezahlte.
Doch zu diesem Zeitpunkt lagen turbulente Jahre hinter unserer Firma und unseren Kunden.
Zu Beginn der zwanziger Jahre bewegten sich die Reparaturpreise auch im Bereich von durchschnittlich 8 Mark.
Ein Jahr später, im Januar 1921 mußte man schon im Durchschnitt 20.- und ein Jahr später 30.- Mark bezahlen. Im Laufe des Jahres 1922 sank der Geldwert rapide, so lagen die Preise im Juli ´22 bei etwa 50.- und im Oktober schon bei 450.-.
Im Januar des denkwürdigen Jahres 1923 bewegten sich die Preise bereits im vierstelligen Bereich. Als Frau Krebs am 5.1.1923 ihre goldene Zylinderuhr zur Reparatur brachte, rechnete sie sicher nicht damit, daß sie bei der verspäteten Abholung am 10.März, mit 11 000.-Mark, bereits den zehnfachen Preis bezahlen mußte.
Und dann wurden die Preise immer utopischer: Die zwanzigtausender Schallmauer wurde am 18.4. übertroffen, 75 000.- am 7.7., 100 000.- am 14.7., Ende August bezahlte ein Kunde bereits 1 500 000.-, Anfang September gar 3 500 000.- und eine Woche später bereits 10 000 000.-
Anfang Oktober vereinfachte sich der Reparaturbuchführer die Arbeit und ließ die "tintenfressenden" Nullen weg, indem er/sie (?) gleich im Spaltenkopf "Millionen" und Ende des Monats bereits Milliarden (dieser Bereich wurde erstmals am 17.10. überschritten) eintrug.
Schmunzeln, aus heutiger geschichtlicher Entfernung, kann man über den Eintrag Nummer 33265 vom 2.11.1923: Zimmermann Wiedemann aus Ottendorf bezahlte für die Reinigung seines Rückwandglockenweckers (einschließlich Nachsetzen der Feder) in Naturalien: 10 Eier und Äpfel, Anzahlung 5 Eier. Herr Dietze aus Schönborn bezahlte eine Woche später für die Reparatur seines Schlagwerk-Regulators mit 40 Korn.
Nachdem Ende November als Höchstmarke der Reparaturpreis von 9 000 Milliarden (= 9 Billionen) eingetragen wurde, erscheinen auf der nächsten Seite, der Monat Dezember hat begonnen, plötzlich wieder Preise in der Größenordnung vom Januar 1920. Ein Blick in den Spaltenkopf verrät den Grund: ab jetzt alles in Goldmark.
Jetzt zog wieder Stabilität in der Wirtschaft ein und die "goldenen" Zwanziger nahmen ihren Lauf.
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PS: DISKRETION WIRD BEI UNS GROSSGESCHRIEBEN !
Wir glauben aber nach über 70 Jahren mit der Veröffentlichung dieser Kundendaten keine Persönlichkeitsrechte der oben erwähnten Personen zu verletzen!
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